Wir entschieden uns für die Adoption
Irgendwie hatten wir schon im Bauchgefühl, dass es mal schwierig werden könnte mit Kinder bekommen, als wir jung geheiratet hatten. Der Frauenarzt hatte schon mal so etwas angetönt… Als wir rund 1,5 Jahre nach der Hochzeit die Pille abgesetzt haben, wurde C aber nach wenigen Monaten schwanger und die Sorgen schienen unbegründet. Die Freude war aber nur von kurzer Dauer. Denn leider stellte sich nach kurzer Zeit heraus, dass sich der Embryo im Eileiter eingenistet hatte. Eine Not-OP folgte und der Traum vom Baby war vorerst geplatzt. Wir blieben voller Fragen und grosser Trauer zurück. 
Bei den Nachuntersuchungen wurde dann das PCO-Syndrom diagnostiziert und unzählige Arztbesuche und diverse Hormontherapien, Eileiterspülung etc. folgten. Das ständige Hoffen und die monatliche Enttäuschung, dass es wieder nicht geklappt hat, setzte uns aber immer mehr zu. In der Familie und im Freundeskreis wurden viele schwanger und bekamen ihre Kinder. Wir wurden auch immer wieder darauf angesprochen, wann wir dann endlich Nachwuchs haben wollen. Das waren sehr schmerzhafte Momente. Obwohl wir Menschen um uns herum hatten, die mit uns mitgefühlt haben und uns unterstützten und Mut machten, fühlten wir uns sehr alleine. 
Nebst den ganzen Fragen, wie weit wir medizinisch gehen wollen kamen noch viele weitere dazu. Sollen wir Ferien buchen für den nächsten Sommer oder sind wir dann vielleicht schwanger? Soll C eine neue Stelle antreten oder lohnt sich das gar nicht, wenn sie dann vielleicht sowieso ein Kind bekommt? Suchen wir uns eine neue Wohnung die Platz bietet für Nachwuchs oder steht dieses Zimmer dann nur leer? Wieso lässt Gott das zu? Können wir auch glücklich werden ohne Kinder? Welche Alternativen gibt es? 
Wir entschieden uns immer wieder neu, den aktiven Weg zu gehen. Unser Motto war „Wir geniessen unser Leben mit allen Vorzügen der Kinderlosigkeit und planen es auch so. Und wenn dann doch ein Kind kommen sollte, können wir immer noch umplanen.“ Das hat uns sehr geholfen! Wir zogen in eine Wohnung, die wir uns mit Kind niemals hätten leisten können, genossen Ferien in aller Welt und sagten uns dabei immer, dass wir das mit Kindern nie hätten machen können. 
In unserer Kirche lernten wir ein Paar kennen, das an den Kinderlosentreffs teilnahm und wir wurden eingeladen, doch auch mal zu kommen. Für uns war es unglaublich berührend und schön, andere Paare kennenzulernen, die auch mit der Kinderlosigkeit zu kämpfen haben. Zu sehen, dass man nicht alleine ist, war wie Balsam für unsere Seele. Wir haben Paare kennengelernt, die tatsächlich glücklich schienen – und das ohne Kinder! Wow! Es war ein Ort, an dem wir auch offen über unsere Fragen sprechen konnten: Wieso tut Gott kein Wunder? Kann Gott überhaupt Wunder tun? Wie weit soll man medizinisch gehen? usw. Schön fanden wir, dass viele Fragen offen besprochen wurden aber alle unterschiedliche Meinungen dazu hatten. Und diese wurden so stehen gelassen. Der Austausch war das Wichtige, denn allgemein gültige Antworten gibt es auf die meisten Fragen sowieso nicht. 
In der Zwischenzeit waren fast 5 Jahre vergangen, drei weitere Schwangerschaften endeten in den ersten paar Wochen. Wir haben einen Pflegeelternkurs besucht und uns für eine Inlandsadoption beworben. Immer mal wieder legten wir eine Art „Verschnaufpause“ vom Kinderwunsch ein, in denen wir bewusst verhütet haben. So konnten wir abschalten und waren nicht ständig mit dem Bangen und enttäuscht werden konfrontiert. 
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass dieser Text in Vergangenheitsform formuliert ist. In der Zwischenzeit hat sich bei uns nämlich Einiges verändert… Seit wenigen Monaten sind wir Adoptiveltern einer kleinen Tochter! Welch Freude, Wunder und Segen das für uns bedeutet, können wir nicht in Worte fassen. 
Dennoch ist es uns nach wie vor ein sehr wichtiges Anliegen, Kinderlosigkeit auch in kirchlich geprägten Kreisen zum Thema zu machen. Wie gut hat es uns getan, mit anderen Betroffenen zu sprechen! Wie getröstet haben uns Worte der Anteilnahme von Menschen, die genau wissen, wie es sich anfühlt. Daher möchten wir Paare ermutigen, sich zu vernetzen. Wir möchten auch Angehörige ermuntern, sich zu informieren, wie sie helfen und unterstützen können. (C und R)


Der Weg der künstlichen Befruchtung
Nach längerer Zeit des unerfüllten Kinderwunsches, haben wir uns entschieden, die Ungewissheit durch den Frauenarzt zu klären. Es folgten diverse Untersuchungen wie Ultraschall zur richtigen Zeit des Monatszykluses, Einschicken des Spermiogramms, Blutentnahmen und viele Fragen des Arztes. Bald wurde uns mitgeteilt, dass es auf natürliche Art und Weise schwierig werden könnte, zu eigenen Kindern zu kommen. Wir hatten die Hoffnung auf ein Wunder noch nicht aufgegeben. Das Warten ging weiter… Nach vielen Überlegungen und Gesprächen mit nahestehenden Personen, haben wir den Weg der künstlichen Befruchtung gewählt. Unzählige Arzttermine, Hormoneinnahmen und Tränen folgten im weiteren Verlauf. Für mich als Frau, war es eine Herausforderung, die vielen Termine mit meinem Arbeitsplan zu vereinbaren, ohne dass die Kinderwunschgeschichte zu meinem Arbeitgeber gelang. Heute würden wir offener damit umgehen und das Privat- sowie Arbeitsumfeld informieren.
Eine der schwierigsten Zeiten während der Behandlung war für uns das Bangen und Hoffen nach dem Embryotransfers. Mich (Frau) beschäftigten folgende Fragen: Wie verhalte ich mich am besten? Wieviel Sport darf ich treiben? Was könnte unserem zukünftigen Kind schaden und letztendlich das lange Warten und Aus­halten bis zum Schwangerschaftstest. Mehrere Versuche scheiterten, teilweise auch nach einem an­fänglichen positiven Schwangerschaftstest. Viele Tränen flossen…
Uns hat der Austausch und die Ermutigung mit anderen (kinderlosen) Paaren geholfen, weiterzuge­hen, einen Perspektivenwechsel einzuschlagen und die Situation nicht alleine meistern zu müssen. Viele Fragen konnten in diesem Rahmen vertraulich diskutiert werden. Wir durften in dieser offenen Austausch­runde auf Verständnis, Rücksichtnahme sowie offene Ohren stossen, was uns gestärkt hat als Paar weiterzugehen.
Daraus konnten wir uns auf unsere Talente konzentrieren. Ich (Frau) habe mich entschieden nochmals die Schulbank zu drücken und eine 3-jährige Vollzeitausbildung zu absolvieren. Ebenfalls können wir vermehrt unserem gemeinsamen Hobby, dem Reisen, nachgehen oder spontane Besuche machen, was uns sehr freut. Unsere Patenkinder bekamen einen neuen Stellenwert in unserer Beziehung und wir ge­niessen sie bis heute in jeder Lebensphase.
Für mich als Mann ist die Arbeitsstelle ein wichtiger Bestandteil meines Lebens so wie bei der Frau das Mutter-Sein. Mit diesem Vergleich konnte ich die Emotionen meiner Frau besser verstehen und zuordnen, als dieser Wunsch nicht in Erfüllung ging. Wie würdest du dich als Mann fühlen ohne Arbeitsstelle?
Uns ist es ein Anliegen, andere Paare darin zu ermutigen, nach einer individuellen Trauerzeit, die Per­spektive zu ändern und die Vorteile des Paarlebens bewusst zu erneuern und zu geniessen. Wir möchten euch zum Umdenken anregen, um die vielen Chancen und Möglichkeiten als Paar ohne Kin­der neu zu entdecken und gestalten zu können. (D und A)


Die Kinderlosigkeit annehmen und die Vorteile bewusst geniessen
Wir sind beide in grossen Familien aufgewachsen und als wir heirateten, stand für uns ausser Frage, dass auch wir bald eine Familie sein würden.
Als ich dann nach rund zwei Jahren immer noch nicht schwanger wurde, liessen wir uns untersuchen. Als uns der Arzt dann mitteilte, dass wir wahrscheinlich keine Kinder bekommen können, klammerten wir uns noch einige Monate an der Hoffnung fest, dass es doch noch klappen würde. In diese Zeit des Wartens fiel auch meine Kündigung und die Frage, wie weiter? Soll ich eine Zweitausbildung machen, doch was wäre, wenn ich genau in dieser Zeit doch noch schwanger werden würde? Sollen wir uns nach einer kleineren oder grösseren Wohnung umsehen?
In dieser Zeit haben mich jede Schwangere, jede Geburtsanzeige, jede Mutter mit ihren Kindern fast zum Weinen gebracht. Ich bin bewusst Situationen aus dem Weg gegangen, in denen ich auf Familien treffen würde. Wir haben auch den Kontakt zu jungen Familien vermieden.
Wir sind von Anfang an offen mit unserer Kinderlosigkeit umgegangen, ohne jedoch die Gründe dafür zu nennen. Wir haben uns Sätze zurechtgelegt, was wir auf die Frage nach Kindern sagen würden. Wir waren uns auch schnell einig, dass wir die medizinischen Möglichkeiten nicht ausschöpfen würden, was wir nie bereut haben. Wenn uns keine Kinder geschenkt werden, versuchen wir das anzunehmen und darauf zu vertrauen, dass Gott für uns als Paar andere, gute Pläne hat.
Besonders wichtig und hilfreich war es für uns, mit Paaren auszutauschen, die ebenfalls keine Kinder haben. Wir haben uns immer wieder die Vorteile der Kinderlosigkeit vor Augen geführt und unsere Freiheit bewusst genossen. In einer Gesprächsgruppe für kinderlose Paare lernten wir, dass es helfen kann, anstelle der Familie einen „Alternativen Lebensentwurf“ zu gestalten. Wir haben uns dann nach einigen Jahren entschieden, die Motorbootprüfung zu machen und uns ein Boot zu „leisten“. Für uns ist es eine tolle Möglichkeit, Familien zu einem Bootsausflug einzuladen und so ganz ungezwungen mit Kindern in Kontakt zu kommen. Das geniessen wir sehr, sind dann aber auch dankbar für unsere Ruhe am Abend. (A und M)

Unser Weg durch die tiefste Trauer hindurch
Als wir heirateten, war für uns beide klar, dass wir eine Familie gründen wollten. Ich (Frau) stellte mir als Kind oft  vor, selbst mal Kinder zu haben, ein „langer Tisch“  mit einer Familie drum herum. Ich wuchs  in einer grossen Familie auf, in der immer auch weitere Gäste und temporäre Mitbewohner dazu stiessen,  fand das bereichernd und für mich war es „normal“. Die Idealvorstellung war, so im Alter von 30 Jahren Eltern zu werden… 2 Jahre vergingen-es stellte sich kein Nachwuchs ein … wir nahmen dies jedoch anfangs relativ gelassen … machten in der  Zwischenzeit eine längere Auslandreise mit einem Arbeitseinsatz und begannen  Weiterbildungen.
Als ich nach 5 Jahren noch immer nicht schwanger wurde, liessen wir uns „abklären“. Man empfahl uns die Hilfe der Reproduktionsmedizin in Anspruch zu nehmen. Da dies terminlich in meinem Beruf schwierig zu bewältigen war, kündigte ich (Frau) meine Arbeitsstelle und so hatten wir Freiraum für weitere Abklärungen und Behandlungen. Es folgten Inseminationen – ohne Erfolg. In dieser Zeit erlebten wir als Paar viele „ups and down’s“  von Hoffnungen und Enttäuschungen …  man empfahl uns weiterzumachen mit IVF oder ICSI. Der Wunsch nach Kindern war sehr gross, jedoch spürten wir immer mehr eine innere Abwehr gegenüber der Reproduktionsmedizin. Wir wollten nicht „um alles in der Welt“ ein Kind durch Mediziner „produzieren“ lassen…
noch heute befremdet uns die Reproduktions-Industrie sehr – und wie weit man geht, um eigene Kinder zu zeugen – mit Leihmüttern etc. … es zeigt aber auch auf, wie gross der Schmerz und die Not der Paare ist – eben solche Wegen gehen zu wollen…
Wir meinten damals auch, dass wir unser Vertrauen in Gott setzen möchten, dass er uns zu seiner Zeit Kinder schenken würde – und wir da nicht „nachhelfen“ müssten. In der Zwischenzeit machte ich (Frau) mich beruflich selbständig und betreute u.a. als Tagesmutter in Teilzeit 2 Kinder, was mir besondere Freude bereitete. Wir besuchten ein Seminar für adoptionswillige Paare. Überlegten uns den Weg der Adoption im Inland.  Damals war es aber so, dass ca. 40 Paare in der Schweiz auf ein Kind „warteten“. Dies entmutigte uns so sehr, dass wir kein Gesuch stellten. … rückblickend würden wir dies heute tun. Eine Auslandadoption war zu der Zeit erschwert und da einer von uns selbst im Ausland aufwuchs – wussten wir, was es bedeutet, sich fremd zu fühlen in einem anderen Land – das wollten wir einem ausländischen Kind nicht zumuten. Wir hofften und beteten weiter –  in der festen Erwartung, dass Gott unser Anliegen erhört und wollten unser Vertrauen nicht aufgeben… Im weiteren Verlauf setzten wir uns mit der Aufnahme von Pflegekindern auseinander, informierten uns, besuchten Kurse.
Spürten aber zunehmend eine aufkommende Trauer – was eine schlechte Ausgangslage war, um Pflegekinder „mit ihren besonderen Bedürfnissen“ aufzunehmen. Sie könnten uns ja diese Trauer und den Verlust um eigene Kinder nicht ersetzen. Wir spürten, dass wir zuerst selbst mit dieser Trauer umgehen – Trauerarbeit leisten müssten. Diese Traurigkeit wurde immer grösser – eine schwere bleierne Decke der Trauer legte sich während sehr langer Zeit über uns. Wir verstanden Gott nicht mehr und unser Glaube bekam Risse. Wir wünschten uns SEIN Reden in unsere Situation hinein, doch da war „nur“ ein grosses Schweigen. Unser bisheriges „Glaubensleben  – Gottesbild – Glaubensverständnis“  kam komplett ins Wanken, ja z.T. hatten wir das Gefühl, dass wir nun auch noch unseren letzten Halt im Leben verlieren. Es gab Zeiten, da hatten wir den Eindruck, dass das Leben nun fertig gelebt ist – da kommt nichts mehr – Ende.
Wir suchten uns professionelle Hilfe. Es half immens, zu hören, was Trauer bedeutet- zu hören, dass wir mittendrin stecken und gewisse Symptome normal sind – nicht abgekürzt werden können, es Zeit braucht. Es folgten Zeiten der Trauerarbeit, Laufbahnberatung, Jobwechsel, Wohnortswechsel, Wechsel der Kirchgemeinde – viele bisherige Kontakte brachen ab, was sehr schmerzhaft war… wir weinten viel, sprachen viel zusammen, konnten unsere Trauer teilen als Paar. Ich (Frau) nahm an einer Selbsthilfegruppe für Frauen mit ungewollter Kinderlosigkeit teil, was sehr hilfreich war und ist. Rückblickend war es aber auch eine Zeit, wo wir falsche Gottesbilder und Glaubensvorstellungen ad acta legen konnten und noch immer tun. Diese Zeit der „Kinderlosigkeit“ hat uns sehr verändert, auch im positiven Sinne.
Heute teilen wir unser Leben in eine Zeit VORHER (Zeit des Kinderwunsches) und NACHHER (Leben als Paar ohne Kinder) ein. Noch sind wir nicht angekommen, noch haben wir unser „Mandat“ in unserem NACHHER nicht wirklich gefunden. Immer noch beschäftigen uns Themen wie Vater- und Mutterschaft, Fruchtbarkeit und Sinnhaftigkeit im Leben und die Frage, was wir hinterlassen, wenn wir nicht mehr sind. Die Freude am Leben ist aber zurückgekehrt, wir sind gelassener geworden, schätzen und leben das „Was uns gut tut“. Schützen uns aber auch vor „Situationen“, die für uns nicht förderlich sind oder uns zu sehr schmerzen (sofern dies möglich ist) – sind achtsam geworden im Umgang mit uns selber und mit anderen Menschen, die durch Schwierigkeiten gehen oder gingen. Es hat unseren Blick geschärft für die kleinen schönen Dinge – am Rande unseres Lebensweges. Wir sind dankbar für unsere Beziehung/en, es ist Gnade (auch von Gott), dass wir uns als Paar nicht verloren haben – in diesem langen schmerzhaften Weg des Kinderwunsches. Gestärkt haben uns Gespräche mit Paaren, die selbst betroffen sind oder Menschen, die empathisch  waren und „an uns dranblieben“ und uns in ihrer Freundschaft treu waren. Es tut gut, zu wissen, dass man mit diesem Thema nicht alleine unterwegs ist. Deshalb empfehlen wir den Austausch mit Betroffenen wärmstens – sei dies in der Teilnahme einer Selbsthilfe- oder Austauschgruppe mit Betroffenen oder auch bei der Teilnahme an den Zweierlei-Treffen (D und R)